Interview mit Constanze Stockhammer
Neben Wirkungsmanagement und Social Business Consulting unterstützt du Impact
Unternehmerinnen auch mit Förderberatung. Was kann ich mir konkret darunter vorstellen?
Social Businesses oder Impact-Unternehmen haben oft nicht den hohen technologischen Anspruch, der bei vielen Förderprogrammen gefordert wird. Sie fokussieren sich eher auf das, was sie gesellschaftlich oder ökologisch bewirken wollen – und nicht unbedingt darauf, ob das durch große technologische oder wissenschaftliche Erkenntnisse passiert.
Es gibt nur wenige Förderungen, die diesen Anspruch nicht haben. Einige davon sind recht offensichtlich, wie zum Beispiel Impact Innovation, viele andere „verstecken“ sich jedoch hinter anderen Bezeichnungen und Themenschwerpunkten. Diese Programme muss man einfach kennen – und auch wissen, dass man als Social Business durchaus Chancen hat. Das hängt natürlich auch stark vom Inhalt des jeweiligen Unternehmens oder Projekts ab. Wenn ich zum Beispiel im Bereich Kreislaufwirtschaft, EdTech, Demokratieförderung oder Armutsbekämpfung unterwegs bin, gibt es ganz unterschiedliche Andockstellen.
Ich setze mich mit den Unternehmerinnen zusammen und erarbeite gemeinsam eine individuelle Förderstrategie – immer ausgehend vom konkreten Vorhaben und den inhaltlichen Schwerpunkten. Manchmal braucht es auch eine gezielte Ausarbeitung oder Fokussierung einzelner Aspekte, um die Anforderungen eines Programms zu erfüllen. Dabei unterstütze ich sowohl konzeptionell als auch ganz praktisch bei der Antragsstellung von der Formulierung über die Strukturierung bis hin zu Tipps, worauf man bei der Einreichung achten sollte.
Die Förderlandschaft ist sehr vielfältig. Wie schaffst du es, dass du am Laufenden bleibst?
Ich beobachte die Förderlandschaft sehr aktiv und systematisch. Zum einen habe ich die Newsletter der wichtigsten Förderagenturen abonniert und durchforste regelmäßig deren Websites, um keine Ausschreibung oder Neuerung zu übersehen.
Zusätzlich nutze ich Plattformen wie das Transparenzportal, das einen guten Überblick über alle laufenden Förderungen bietet.
Darüber hinaus besuche ich regelmäßig relevante Veranstaltungen, tausche mich mit Kolleg:innen aus und profitiere von meinem großen Netzwerk, das ich mir in meiner früheren beruflichen Tätigkeit aufgebaut habe. Dieses Netzwerk hilft mir nicht nur beim Informationsfluss, sondern auch dabei, Entwicklungen frühzeitig zu erkennen oder strategisch einzuordnen. So gelingt es mir, meinen Klient:innen stets aktuelle
und passgenaue Empfehlungen geben zu können.
Ich habe folgenden Beitrag geschrieben: Förderungen Einreichen – in 10 Schritten zum Erfolg ⋆ Elisabeth Siencnik
Was ist deine Meinung dazu? Was möchtest du ergänzen? Was davon ist aus deiner Sicht besonders relevant?
Ich finde deinen Beitrag sehr gelungen. Der Text ist sehr praxisnah, klar strukturiert und wunderbar verständlich geschrieben. Genau das, was es braucht, um Menschen die Scheu vor dem Förderprozess zu nehmen.
Besonders hilfreich finde ich auch deine Hinweise zur Sprache und Struktur von Förderanträgen. Diese Aspekte werden oft unterschätzt, machen aber in der Praxis einen großen Unterschied. Auch dein Blick auf typische Fallstricke – etwa im Umgang mit Deadlines, Anhängen oder in der Kommunikation mit Förderstellen – macht den Beitrag enorm nützlich.
Aus meiner eigenen Beratungserfahrung würde ich noch ein paar ergänzende Punkte einbringen, die je nach Zielgruppe spannend sein könnten:
Die Frage nach der Förderfähigkeit – viele scheitern schon daran, das richtige Programm zu identifizieren. Hier braucht es eine kritische Selbsteinschätzung.
Ein kurzer Selbstcheck oder eine Art Mini-Leitfaden wäre eine schöne Ergänzung.
Und schließlich: Was passiert nach der Einreichung? Die Phase danach ist oft mit Unsicherheiten verbunden – wie lange dauert die Prüfung, kommen Rückfragen, was sind typische nächste Schritte?
Ganz besonders relevant – gerade für Gründer*innen und Social Businesses – finde ich deinen Hinweis darauf, die Sprache der Ausschreibung zu verstehen und zu „übersetzen“. Viele Begriffe wirken auf den ersten Blick vertraut, bedeuten aber in der Förderlogik etwas ganz Konkretes.
Auch dein Tipp, den direkten Kontakt zur Förderstelle zu suchen, ist extrem wertvoll – viele trauen sich das nicht, obwohl
gerade das den Unterschied machen kann.
Was ist dir im beim Thema FUNDING sonst noch wichtig?
Ein zentraler Punkt für mich ist, dass Social Businesses häufig nicht in klassische Förderschemata oder Finanzierungslogiken passen, weil sie sich zwischen Profit-und Gemeinnützigkeit bewegen. Das macht die Kapitalbeschaffung zwar komplexer – aber keineswegs unmöglich. Im Gegenteil: Es eröffnet auch Zugänge zu alternativen Quellen wie staatlichen Zuschüssen, Stiftungsgeldern oder Spenden.
Trotzdem ist es aus meiner Sicht entscheidend, frühzeitig ein tragfähiges Geschäftsmodell zu entwickeln, das mittelfristig eine autonome Finanzierung des Vorhabens ermöglicht. Nur so lässt sich langfristige Wirkung aufbauen und erhalten.
Förderungen, Spenden oder Zuschüsse sind oft volatil. Sie können kurzfristig wegbrechen, sind meist auf 1 bis maximal 3 Jahre befristet, und ihre Verlängerung hängt oft nicht allein von der eigenen Leistung ab, sondern auch von politischen Prioritäten, aktuellen gesellschaftlichen Debatten oder schlicht Glück.
Deshalb ist es wichtig, die richtige Mischung zu finden: Eine Kombination aus öffentlichen Mitteln, privaten Finanzierungsquellen und selbst erwirtschafteten Einnahmen kann ein stabileres Fundament schaffen. Social Businesses sollten strategisch denken, nicht nur bei der Wirkung, sondern auch bei der Finanzierung.
Beides gehört untrennbar zusammen.
Über Constanze Stockhammer:
Constanze Stockhammer ist Expertin für Förderberatung, Geschäftsmodellentwicklung, Wirkungs-management und strategische Begleitung von Social Businesses und Impact Startups. Sie unterstützt Gründer*innen und Initiativen dabei, gesellschaftliche Wirkung mit finanzieller Tragfähigkeit zu verbinden – durch durchdachte Förderstrategien, überzeugende Anträge und nachhaltige Geschäftsmodelle.
Als ausgebildete Innovationsmanagerin begleitet sie Organisationen nicht nur in der Finanzierung, sondern auch in der strategischen Entwicklung und Umsetzung von Innovations- und Wirkungskonzepten. Dabei liegt ihr Fokus auf der Verknüpfung von Wirkung, Struktur und Finanzierung, immer mit Blick auf langfristige Stabilität und gesellschaftliche Relevanz.
Nach dem Studium der Wirtschaftswissenschaften sie mehrere Jahre im Innovationsbereich tätig. Dort sammelte sie umfassende Erfahrungen in Förderwesen, Projektentwicklung und an der Schnittstelle zwischen Staat, Zivilgesellschaft und Wirtschaft.
Als ehemalige Geschäftsführerin des Social Entrepreneurship Network Austria (SENA) hat sie zahlreiche Social Businesses in Österreich beraten – von der Gründung über Wachstumsphasen bis hin zur strategischen Neuausrichtung. Ihre Arbeit bei SENA hat ihr nicht nur tiefe Einblicke in die strukturellen Herausforderungen des Sektors verschafft, sondern auch ein starkes Netzwerk im Bereich Social Entrepreneurship geprägt.
Ihr besonderes Anliegen ist es, Social Businesses nicht nur kurzfristig auf einzelne Förderungen auszurichten, sondern sie dabei zu unterstützen, langfristig tragfähige Strukturen zu entwickeln. Dabei bringt sie neben fachlicher Expertise auch viel Erfahrung, strategischen Weitblick und ein tiefes Verständnis für gesellschaftlichen Wandel mit.
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