Interview mit Mirjam Mieschendahl
Du hast bzw. morgenjungs GmbH hat die FFG Impact Innovation Förderung bekommen; wie habt ihr das geschafft bzw. was waren deiner Meinung nach die Erfolgskriterien?
Wir hatten diese FFG-Förderung gar nicht im Blick, muss ich zugeben, erst Karin Kiendler, die sehr unterstützend im Social Business Umfeld ist, hat uns darauf aufmerksam gemacht und geraten bei dieser Förderung unser Vorhaben „WeLocally“ einzureichen. Das eine Erfolgskriterium kann ich gar nicht ausmachen, ich schätze unser Gesamtpaket kam ganz gut an. Vielleicht auch, dass wir den Prototyp gemeinsam mit zwei Pilotregionen gemeinsam entwickeln wollten und eventuell auch, dass digitale Plattformen, die gemeinwohlorientierte Ziele verfolgen, noch nicht so sehr verbreitet sind in Österreich.
Einen Teil der Kosten habt ihr mit einer Crowd Funding Kampagne aufgestellt – wie hat das funktioniert?
Ich war zunächst komplett Anti-Crowdfunding eingestellt und dachte mir, dass wir das niemals schaffen, werden, und zwar, weil wir 2016 schon einmal einen Crowdfunding
Versuch gemacht hatten, der komplett in die Hose ging. Auch diesmal war es sehr turbulent, kurz vorm Start der Kampagne mussten wir den ganzen Aufhänger der Kampagne noch einmal komplett umstellen. Der große Unterschied zur ersten gescheiterten Kampagne war, dass wir Laura von Crowdstrudel an unserer Seite hatten. Sie hat mit uns die Kampagne aufgesetzt und in die Crowdfunding Mechanik eingeführt, dabei habe ich auch verstanden, wo wir 2016 falsch abgebogen sind. Bei unserer Kampagne war es dann so, dass wir gleich am ersten Tag beide Funding Ziele erreichen konnten, die imGrätzl Community hat uns ohne Wenn und Aber einfach mal richtig krass unterstützt. Das war ein wahnsinnig schönes Erlebnis, es hat auch ein paar alte Wunden geheilt und ich habe nun ein paar negative Glaubenssätze weniger.
Die seid ihr mittendrin. Was ist deine Erfahrung mit der laufenden Zusammenarbeit?
Die Zusammenarbeit mit der Förderstelle ist toll, besonders am Anfang hatten wir viel Kontakt und sie waren unglaublich unterstützend. Gerade haben wir den Zwischenbericht abgegeben, auch da lief alles glatt. Ich schätze besonders, dass der Kontakt auf Augenhöhe und sehr respektvoll ist.
Abgesehen von der Finanzierung, hat für euch diese Förderung weitere Vorteile?
Ja, es haben sich daraus eine Vielzahl an anderen positiven Effekten eingestellt. Ein Beispiel: Durch die Förderung gab es eine Timeline und wir haben uns verpflichtet bestimmte Dinge in einem bestimmten Zeitrahmen zu erreichen. Eines unserer Ziele war es z.B. den Prototyp von WeLocally gemeinsam mit zwei Pilotgebieten zu entwickeln. Dazu mussten diese Gebiete aber erst einmal gefunden werden. Durch die Förderung hatten wir einen wahnsinnig guten Zug zur Umsetzung, wir wollten das Ding unbedingt in der vorgegebenen Zeit auf den Boden bringen. Deshalb haben wir alles in Bewegung gesetzt und haben dadurch nicht nur die zwei Pilotgebiete gefunden, sondern konnten auch bei vielen relevanten Playern WeLocally platzieren. Dadurch haben sich weitere Chancen eröffnet. Ich muss auch sagen: Ohne die Förderung wären wir wahrscheinlich nicht so tief in einen Innovationsprozess mit den mitmachenden Gemeinden eingestiegen, was sich mittlerweile als absolutes Geschenk herausgestellt hat. Wir hatten durch das Förderdesign und den Schwerpunkt auf Innovation eine unglaublich hohe Lernkurve, was für uns unbezahlbar ist.
Zum Weiterlesen:
Über Mirjam:
Mirjam Mieschendahl ist seit dem Jahr 2000 im Start-up Umfeld tätig und hat mehrere Plattformen mit Community Schwerpunkt (uboot.com, Groops.net, Lovelybooks.de) aufgebaut. 2015 hat sie mit Michael Walchhütter die morgenjungs GmbH gegründet, ein Social Business, das mit seinen Plattformen gemeinwohlorientierte Ziele verfolgt. Seitdem widmet sich Mirjam dem Aufbau von imGrätzl und seit 2021 dem neuesten Projekt WeLocally.
Über imGrätzl und WeLocally:
imGrätzl.at bzw. auch WeLocally.at ist eine digitale Plattform zur Stärkung und Selbstermächtigung lokaler Akteur*innen. Mit anderen Macher*innen vernetzen, Räume und Arbeitsgeräte teilen, lokale Akteur*innen, Initiativen und Vereine entdecken. Die Plattform zeigt auf einen Blick, was die Menschen in der Umgebung auf die Beine stellen, welche Raumangebote es ums Eck gibt und eröffnet zahlreiche Anknüpfungspunkte für Kooperationen. 8000 Macher*innen nutzen imGrätzl in Wien. WeLocally ist nun seit Anfang Oktober am Start, der Prototyp wurde gemeinsam mit der Leader-Region Mühlviertler Kernland und den Gemeinden Griffen, St. Andrä und Völkermarkt in Kärnten im Rahmen der Impact Innovation Förderung der FFG entwickelt. Ab 2022 können sich weitere Regionen und Gemeinden andocken.
Link zur Förderung:
Karin Kiendler meint
Danke für den tollen Artikel der sicher vielen Mut macht und mit dazu beiträgt, dass dieses tolle Förderprogramm möglichst bekannt wird:)
Ich bin ein großer Fan von imGrätzl und finde es toll, dass nun mit WeLocally diese tolle Unterstützung für kleine UnternehmerInnen auch in den ländlichen Raum skaliert. Bravo Mirjam Mieschendahl! Ich bewundere Dein Engagement und Dein Durchhaltevermögen sehr.