Interview mit Sabine Jaroschka und Ute Stadlbauer
Was ist das Verified Social Enterprise-Label und warum sollte ein Unternehmen dieses beantragen?
Das Verified Social Enterprise (VSE)-Label ist die erste offizielle Möglichkeit in Österreich, sich als Sozialunternehmen sichtbar zu machen. Es wird vom Bundesministerium für Wirtschaft, Energie und Tourismus (BMWET) verliehen und von der Austria Wirtschaftsservice (aws) organisiert – gemeinsam mit dem Social Entrepreneurship Network Austria (SENA) und der Wirtschaftskammer (WKO).
Wer das VSE Label trägt, kann es im Firmennamen verwenden, öffentlich kommunizieren und wird in offiziellen Registern sichtbar. Damit eröffnet sich für Sozialunternehmen gezielte Sichtbarkeit, Glaubwürdigkeit und Vertrauen bei Partner*innen, Förderstellen und im wirtschaftspolitischen Umfeld.
Ist die „Verifizierung“ mit Kosten verbunden und wie hoch ist der Aufwand?
Die Zertifizierung selbst kostet nichts. Allerdings müssen die Unterlagen – Wirkungsbericht mit Wirkungslogik, Pitch-Deck und die Selbstverpflichtung – vorbereitet und eingereicht werden. Die Vorlage dafür stellt aws zur Verfügung. Die Begutachtung erfolgt durch ein unabhängiges Impact Board, danach entscheidet eine Jury.
Der Aufwand ist überschaubar: Wer bereits über eine Wirkungsdokumentation verfügt, findet hier einen klar strukturierten Prozess, um die eigene Wirkung sichtbar zu machen. Darüber hinaus gibt es Workshops bei Partner*innen wie SENA, atempo, Impact Hub und dem Social Business Hub Styria, die in unserem Auftrag Unternehmen beim Erstellen der Unterlagen unterstützen. Teilweise laufen aktuell auch Anmeldungen zu diesen Formaten – eine gute Gelegenheit, sich begleiten zu lassen. Informationen dazu in den Links unten ->
https://www.atempo.at/de/workshops-aws
https://docs.google.com/forms/d/e/1FAIpQLSed-1OL9IpBmtLxwrtDZv1dYcCXWNkXb6-cNpNP2KuOV9-sQQ/viewform
https://socialbusinesshub.at/verified-social-enterprise
Für welche Unternehmen ist das Label geeignet?
Das Label ist offen für alle Organisationen, unabhängig von der Rechtsform – also für Unternehmen, KMU, Genossenschaften und Vereine –, die ihren Sitz in Österreich haben und eine klare gesellschaftliche Mission verfolgen. Der Branche sind keine Grenzen gesetzt. Wichtig ist, dass die soziale Wirkung im Kerngeschäft verankert ist und dokumentiert werden kann.
Wie viele VSE-Label-Tragende gibt es mittlerweile – und welche neuen Unternehmen werden am 10. September ausgezeichnet?
Derzeit gibt es insgesamt 60 vergebene VSE-Zertifikate. Am 10. September 2025 werden die folgenden 15 Social Enterprises ausgezeichnet:
- b.house gmbh
- Bros for Change gemeinnützige GmbH
- CARE Österreich
- FreyZein GmbH
- GoForIt GmbH
- HUMANA People to People Österreich d.o.o.
- Liimmi GmbH
- magdas – Social Business der Caritas der Erzdiözese Wien
- Miranda Mobile Learning OG
- Pro Juventute Soziale Dienste GmbH
- respondeco GmbH
- sozKom GmbH & CO KG
- SUPASO GmbH
- Vienna Hobby Lobby
- VOI fesch GmbH
Die Entwicklung zeigt, dass das Label in Österreich rasch an Bedeutung gewinnt.
Gibt es eine Liste aller VSE-Unternehmen oder ein öffentliches Verzeichnis?
Unternehmen mit Firmenbucheintrag sind über das Firmenregister der Wirtschaftskammer auffindbar. Für andere hängt die Sichtbarkeit vom jeweiligen Unternehmen ab – viele kommunizieren das Label aktiv nach außen.
Noch Empfehlungen oder Tipps zum Label-Prozess?
Es lohnt sich, den Prozess auch als Gelegenheit zu sehen, die eigene Wirkung zu reflektieren. Viele Unternehmen berichten, dass allein die Erstellung des Wirkungsberichts wertvolle Erkenntnisse gebracht hat. Darüber hinaus empfehlen wir, das Label aktiv für die eigene Kommunikation und Partnergewinnung einzusetzen – ob in Förderanträgen, Netzwerkpräsentationen oder bei Kooperationen.
Was ist euch darüber hinaus wichtig zum Thema Social Enterprises bzw. Finanzierung?
Social Enterprises übernehmen eine wichtige Rolle bei Themen wie Klima, Pflege, Integration oder Bildung. Dafür braucht es verlässliche Rahmenbedingungen, bessere Förderzugänge und öffentliche Anerkennung. Mit dem VSE-Label schaffen wir erstmals eine statistisch erfassbare Grundlage. Es stärkt die Position im Diskurs, macht Kooperationen leichter möglich und legt die Basis für künftige Förderprogramme und Partnerschaften.
Über Sabine Jaroschka und Ute Stadlbauer:
Sabine Jaroschka verantwortet bei der aws im Bereich Entrepreneurship das Projekt Verified Social Enterprise (VSE)-Label. Mit langjähriger Erfahrung im österreichischen Start-up- und Social Enterprise-Ökosystem stärkt sie die Sichtbarkeit von Sozialunternehmen und bringt Akteur*innen aus Gründung, Politik und Wirtschaft zusammen, um nachhaltige Innovation und gesellschaftliche Wirkung voranzubringen.
Ute Stadlbauer leitet die Abteilung Entrepreneurship und setzt mit ihrem Team nationale und europäische Förderprogramme und Wettbewerbe für Start-ups, Impact-Innovation und Filmwirtschaft um. Mit langjähriger Erfahrung in strategischer Innovationsförderung und internationaler Standortentwicklung unterstützt sie die Umsetzung impactorientierter Initiativen an der Schnittstelle von Innovation, Wirtschaft und Gesellschaft.
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