Interview mit Jochen Herdrich, Partner bei BonVenture
Wie unterscheidet sich Bonventure von klassischen Venture Capital Unternehmen / Plattformen?
Wir verfolgen für unsere Investorinnen und Investoren und bei unseren Investitionen das Ziel einer doppelten Rendite, d. h. einen Mehrwert in finanzieller und gesellschaftlicher Hinsicht. Wir wollen dabei keinen der beiden Faktoren auf Kosten des anderen maximieren, sondern beide Renditedimensionen im Einklang optimieren. Dies ist möglich, wenn die gesellschaftliche Wirkung (Social Impact) im Kern des Geschäftsmodells verankert ist. Der finanzielle Erfolg und der Social Impact wachsen dann beide gleichermaßen. Bei unseren Beteiligungen messen wir stets beide Faktoren und berichten auch beide an unsere Anlegerinnen und Anleger.
Was ist für Sie ein Sozialunternehmen? Wie definieren Sie Impact?
Ein Sozialunternehmen verfolgt neben finanziellen Renditezielen auch eine klare gesellschaftliche Zielsetzung in Form eines sozialen und/oder ökologischen Geschäftszwecks. Die gesellschaftliche Wirkung muss dabei klar messbar sein und geht über Vermeidung negativer Auswirkungen hinaus. Damit ist klar, dass Impact-Investing deutlich über ESG-Ansätze hinausgeht und positive Effekte in sozialen und/oder ökologischer Hinsicht bewirkt. Da mittlerweile viele Akteure Impact-Investing für sich reklamieren, auch wenn keine gesellschaftliche Wirkung erzielt oder gemessen wird, ist der Begriff zunehmend stark verwässert. Daher sprechen wir bei unserem Konzept mit BonVenture von High-Impact Investing.
Was sind Ihre Auswahlkriterien bzw. Ausschlusskriterien bei der Finanzierung von Sozialunternehmen?
Ähnlich wie bei klassischen Beteiligungsgesellschaften engagieren wir uns bei innovativen Unternehmen mit großem Wachstumspotenzial, die von engagierten Sozialunternehmern und -innen gegründet und geführt werden. Als Impact-Investor legen wir dabei Wert auf die soziale bzw. ökologische Motivation der Gründer/-innen und den im Kern des Geschäftsmodells verankerten, klar messbaren Social Impact.
Was sind Ihre Konditionen?
Wir beteiligen uns überwiegend mit Eigenkapital an den relevanten Sozialunternehmen. Gelegentlich reichen wir auch Mezzanine-Kapital aus, meist in Form nachrangiger Gesellschafterdarlehen. Die Mindestinvestitionssumme liegt bei 500 T€, im Durchschnitt zwischen 1 und 2 M€ in der ersten Runde. In Folgefinanzierungen können wir unser Engagement bis auf rund 3 M€ erhöhen. Die Konditionen sind dabei marktüblich und orientieren sich am Chancen-Risiken-Profil des jeweiligen Unternehmens. Wir verzichten dabei nicht auf Rendite, weder in gesellschaftlicher noch in finanzieller Hinsicht.
Wie unterstützen Sie Sozialunternehmen zusätzlich zur Finanzierung?
Wir agieren als professioneller Investor, der die Portfoliounternehmen strategisch begleitet und in ihrer Entwicklung unterstützt. Wir sind Sparringspartner und engagieren uns aktiv als Gesellschafter, in Bei- und Aufsichtsräten. Dort bringen wir unsere Erfahrungen, insb. aus dem Beteiligungsmanagement und als ehemalige Gründer und Strategieberater sowie unser Netzwerk ein. Natürlich ist das Thema Wirkung und deren Messung ein wichtiger Bestandteil unserer Unterstützung. Wir sehen uns jedoch nicht als die besseren Unternehmer und greifen normalerweise nicht in die operative Geschäftsführung ein.
Gibt es noch etwas, dass Ihnen im Zusammenhang mit (Impact) Finanzierung wichtig ist?
Wichtig ist v.a., dass der Mehrwert der gesellschaftlichen Wirkung von allen Gesellschaftern, Gründern wie auch Investoren, gleichermaßen gesehen und anerkannt wird. Die Wirkungsmessung dient schließlich der glaubwürdigen Darstellung des Social Impact an alle Stakeholder. Wir sehen dies jedenfalls als Abgrenzungs- und Alleinstellungsmerkmal unserer Portfoliounternehmen, sowohl im B2B- als auch im B2C-Bereich.
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Über Jochen Herdrich:
Jochen Herdrich ist Partner bei BonVenture. Er hat technische Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Marketing und General Management mit Schwerpunkt Unternehmenssteuerung studiert. Vor seinem Engagement bei BonVenture war er mehrere Jahre als Investment Manager in einer technologieorientierten Beteiligungsgesellschaft und als Produktmanager in einem Industrieunternehmen tätig. Seine Projektschwerpunkte sind technologieorientierte soziale und insbesondere ökologische Projekte.
Über BonVenture:
BonVenture wurde 2003 gegründet, um mit Social Venture Capital Unternehmen zu unterstützen, die einen sozialen oder ökologischen Geschäftszweck haben und damit einen messbaren Social Impact erbringen. Als Partner der Sozialunternehmer/-innen unterstützt BonVenture diese mit Kapital, Know-how und breitem Netzwerk, gibt Orientierungshilfe beim Aufbau und Wachstum der Organisation und befördert so die Entwicklung und Verbreitung innovativer Ansätze im sozialen und ökologischen Bereich. BonVenture hat diesen Ansatz im deutschsprachigen Raum als erstes aufgegriffen, ist europaweit der erste offiziell registrierte Manager für europäische Sozialfonds (EuSEF), verwaltet aktuell Kapital von rund 83 Millionen Euro und hat bislang mehr als 50 Sozialunternehmen unterstützt. Weitere Informationen unter www.bonventure.de/
Social Reporting Standard:
Social Reporting Standard (SRS) bezeichnet einheitliche Richtlinien zur Berichterstattung von Initiativen und Projekten des Nonprofit-Bereichs. Der Begriff des SRS ist an die für profitorientierte Unternehmen geltenden Rechnungslegungsstandards (Financial Reporting Standard) angelehnt. Der SRS ist ein Gemeinschaftsprojekt von Ashoka Deutschland gGmbH, Auridis gGmbH, BonVenture Management GmbH, Phineo gAG, Schwab Foundation for Social Entrepreneurship, Spenden.de, der TU München und der Universität Hamburg mit Unterstützung von PricewaterhouseCoopers. https://www.phineo.org/magazin/social-reporting-standard
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